Pilgern

Pilgern – Informationen von A bis Z

Dieser Artikel soll die Vollumfänglich über das Thema “Pilgern” informieren: Was ist Pilgern eigentlich? Welche Gründe gibt es für eine solche Wanderung? Ist die Strecke wichtig? Was hat Gott damit zu tun?

Doch fangen wir ganz vorne an.

Was ist Pilgern? Der Versuch eine Definition

Die einfache Definition von Pilgern ist “Beten mit den Füßen”. Doch scheint jeder Pilger (so der Begriff für jemanden der pilgert) seine eigene Gründe haben, warum er oder sie pilgert. Von außen sieht es aus wie eine lange Wanderung, aber der Unterschied liegt in der geistigen Haltung.

Oftmals wird eine Pilgerwanderung mit einem bestimmten Zweck verbunden. Da auch gelegentlich Atheisten pilgern, sind die Gründe stark unterschiedlich: Manche Wandern, um “mal runter zu kommen”, andere Suchen die Nähe zu Gott, andere möchten Sündenerlass erlangen und wieder andere möchten von einem verstorbenen Menschen Abschied nehmen.

Dieser Blog ist ein christliche geprägter Blog. Daher wird für den weiteren Text angenommen, dass Pilgern irgendeine Art christlichen Hintergrund hat.

Geschichte des Pilgerns: Pilgerwege

Woher stammt der Brauch des Pilgerns eigentlich? Wie so vieles im Glauben stammt auch dieser aus dem Mittelalter. Dort bildeten sich bestimmte Zentren – meist durch Relikte -, die von dem Gläubigen angesteuert werden konnten. Bei diesen Zentren war es dann möglich ein oder mehrere Sünden von der katholischen Kirche losgesprochen bekommen.

Zu diesen Zentren bildeten sich nach und nach feste Wege oder nutzten bereits bestehende Wege, um an das Ziel zu kommen. Der Pilger nutzte diese Wege und legte teilweise tausende Kilometer zurück. In der moderne sind nicht mehr alle diese Zentren als Ziele für Menschen interessant. Die drei größten bzw. Klassischen Ziele sind:

  • Santiago de Compostela
  • Rom (Apostolischer Palast)
  • Jerusalem

Jakobsweg

Der Jakobsweg ist einer der bekanntesten Pilgerwege der Welt. Wenn die meisten Menschen über das “pilgern” sprechen, denken diese dabei an diesen Weg. Er führt quer durch Spanien und endet in Santiago de Compostela. (Bzw. es gibt mehrere Wege). Man könnte seitenlang über diesen Weg schreiben, so viele Pilgergeschichten entstammen ihm.

In Deutschland erlangte dieser Weg neue Berühmtheit durch den Komiker Hape Kerkeling, der ein wunderbares Buch über seine Reise verfasste und später verfilmt wurde. Wie eigentlich immer gilt: Das Buch ist deutlich besser, als der Film. Um einen Eindruck vom Jakobsweg zu bekommen, empfehle ich das Buch “Ich bin dann mal weg”. Klicke hier um zum Angebot von Amazon zu kommen.

Doch für diese Übersicht ist eines wichtig: Er ist nicht der einzig-mögliche Weg, den man pilgern kann.

Gott kennenlernen durch Pilgern

Viele Menschen, die eine Pilgerreise antreten, tun dies um Gott kennenzulernen oder besser kennenzulernen. Durch das einsame Wandern und bewusste wahrnehmen der Umgebung, in Kombination mit gelegentlichem Gebet kann eine Verbindung mit Gott wiederhergestellt werden.

Und ja dafür ist es nicht nötig irgendwelche “bekannten” Wege zu gehen. Im Zweifelsfalls kannst du deinen eigenen Weg gehen… Mehr dazu im Abschnitt “Wie fange ich an”

Wallfahrt oder Pilgern – Was ist der Unterschied

Wer als Katholik oder interessierte Laie nach dem Thema “Pilgern” sucht, fällt früher oder später über den Begriff “Wallfahrt”. An dieser Stelle sei ganz deutlich gesagt: Wallfahrten und Pilgern sind nicht dasselbe! Der Hauptunterschied besteht darin, dass eine Wallfahrt stets in einer Gruppe unternommen wird (und somit einen festen Zeitplan folgen muss), während das Pilgern als eine Einzeltätigkeit angesehen wird.

Darüber hinaus sind Wallfahrten in der Regel kürzer (im Sinne von: Kilometer pro Tag) angelegt. Der Fokus einer Wallfahrt liegt weniger in der persönlichen, spirituellen, Erkenntnis, denn in dem gemeinschaftlichen Erleben.

Beides hat seine Berechtigung – Kenner sehen in den Unterschieden aber meilenweite Unterschiede. Dieser Text hier kozentriert sich dabei auf das Erlebnis des einzelnen mit Gott und ist daher eine Information über das Pilgern.

Was kann ich erwarten von einer Pilgerreise?

Wie die Ziele einer Pilgerreise sind auch die Erfahrungen auf der Reise sehr unterschiedlich. Jeder Mensch macht seine eigenen Erfahrungen und sammelt seine Eindrücke – auch wenn es auf eine “bekannte” Strecke wie den Jakobsweg geht,

Trotzdem darf man bestimmte Dinge von einer Pilgerreise erwarten: sobald man sich zu Fuß über sehr weite Wege geht, beginnen die Eindrücke auf einen Einzuwirken. Diese Eindrücke sind einzigartig. Der Mensch kann abschalten, herunterkommen und spirituell auftanken.

Wie fange ich an zu pilgern?

Vermutlich wirst du bereits viel über das Pilgern und Pilgerwege gelesen und gehört haben; wirst vermutlich wissen wollen wie es ist unterwegs zu sein – eins ist gewiss: Das wahre Erlebnis kann nur persönlich erfahren werden.

Natürlich ist es nicht jedem möglich einfach mal 3 – 5 Wochen sich von allem zu trennen und einfach loszulaufen. Daher folgende Empfehlung: Starte mit einem Wochenende oder gar nur einem Tag. Suche dir irgendeine Strecke, am besten geht diese Strecke (hauptsächlich) nicht durch eine Großstadt, und laufe los.

Im besten Falle hast du an dem einen Ende die Möglichkeit einer Übernachtung bereits gebucht. Je nach Fähigkeit fange mit einer Strecke von 10 – 20 km an. Wenn du allerdings bereits begeistert und regelmäßig wanderst, kann du deine Länge der Strecke vermutlich selbst gut einschätzen.

Eine solche “kurze” Wanderung übt vor allem eines: Ankommen. Wenn du unterwegs bist, egal welche Strecke du auch auswählen magst, du wirst jeden Tag ein Minimum Pensum an Kilometern zurück legen müssen, damit du ankommst. Leider sind die meisten Menschen so in Leben eingespannt, dass sie die Zeit für das Pilgern (1- 3 Monate z.B. bei Santiago de Compostalla) wirklich nur schwer freimachen können. Daher sollte diese Zeit genutzt werden.

Gleichzeitig aber sollte man sich nicht überschätzen. Gerade bei Personen, die Probleme haben zu laufen, ist eine längere Übungsphase Pflicht – und natürlich muss ich sagen: Bitte lasse diese Phase mit einem geschulten Medizinischem Personal begleiten, falls nötig (oft reicht der Hausarzt). Bite gehe kein Risiko ein.

Bitte beachte: Eine Pilgerwanderung, egal wie lang, ist kein Rennen! Es ist wichtig, dass du deinen eigenen Rhythmus läufst und vor allem die Reise genießt.

Das Geheimnis des Pilgerns

Bei jeder Planung einer längeren Wanderung gehört die Planung eines Zieles dazu. Dies ist beim Pilgern nicht anders. Dabei ist es egal, ob das (Etappen-)Ziel eine bestimmte Stadt ist, das Haus eines Freundes oder ein bestimmtes Campingplatz.

Der Weg macht die Magie des Pilgerns aus! Natürlich ist die Reise erst zu Ende, wenn das gesetzte Ziel erreicht ist. Doch auf dem Weg können sich Verbindungen zu Gott festigen, die eigene Identität festigen oder Emotionen hochkommen.

Über den Jakobsweg heißt es: “Irgendwann weint jeder”. Es ist nicht wirklich klar wieso, aber vermutlich können sich deine Gedanken beim alleine-pilgern wirklich sortieren. Erst dann “erlaubst” du Gott in dir zu wirken, da die ganzen Alltagsprobleme die Werbung nicht mehr blockieren. (Jedenfalls fühlt sich das so an…)

Evangelisch und Pilgern

Während der Reformation verringerte sich die Zahl der Pilger deutlich. Martin Luther hatte diese Praktik mit dem Ablasshandel gleichgesetzt. Und wenn man es genau nimmt, kann man es so sehen: “Pilgere von A nach B und deine Sünden sind vergeben” und daneben noch die Einkünfte durch die Pilger – da kann die Verbindung zu Gott verloren gehen.

In der moderne kam der Trend langsam wieder zurück. Ja, auch auf bestimmten Wegen kann man sich am Ende die Sünden vergeben lassen, aber es ist nicht mehr die Kernangelegenheit. Heute ist es eher ein Wandern, um Gott näher zu kommen….

…und da die Verbindung zu Gott eh eine sehr persönliche sein sollte, ist es auf evangelische Christen kein wirkliches Problem pilgern zu gehen.

Pilgern in der Bibel

Pilgern, wie wir es heute verstehen, gibt es so nicht in der Bibel. Viele bekannte Pilgerorte, die heute Pilgerziele sind, gab es damals schlicht nicht. Damals aber war es bereits üblich an besondere Orte zu wandern.

Ziel war damals stets entweder die Bundeslade oder der Ort mit der Bundeslade: Jerusalem. Selbst Jesus ging diesen Weg zu diesem heiligen Ort. In Lk 2,41 ff finden wir die entsprechende Geschichte. Es ist der Beginn des Verrats, Hinrichtung und Wiederauferstehung. Also keine komplett unwichtige Geschichte.

Aus diesem Grund wird Jerusalem gerne als Ziel gewählt.

Worterklärungen

Pilger – ein Mensch, der pilgert
Pilgerweg – Der Weg, den ein Pilger zurücklegen will oder hat
Pilgerwanderung – Die gesamte Unterfangen des Pilgers
Pilgermahl – Eine spezielle, günstige, Mahlzeit für Pilger
Pilgertagebuch – Ein spezielles Tagebuch, in dem die Erlebnisse des Pilgerns niedergeschrieben sind

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...