Leben mit Gott

Pflichten eines gläubigen Christen – Gibt es die und welche sind es?

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage nach den Pflichten von (gläubigen) Christen. Das Christentum ist eine der größten Religionen der Welt, aber viele kennen die Pflichten von Christen nicht. Da stellt sich doch glatt die Frage: Haben Christen ernsthaft Pflichten?

Wenn Christen Pflichten hätten – wofür hätten sie diese eigentlich? Lieber Leser, ich hoffe du hast Zeit mitgebracht: Eine einfache Liste von Do’s und Dont’s kann man im Christentum nämlich nicht einfach so erstellen. Versuchen wir es doch einfach mal genauer.

Wozu wäre eine Pflichterfüllung nötig?

Eine Pflichterfüllung ergibt ja nur Sinn, wenn es am Ende eine Art Belohnung gibt. Im Buddhismus wäre dies der endgültige Tod, in anderen Religionen ist die Verbindung zu den Ahnen wichtig und im Islam kann man vielleicht, eventuell ins Paradies kommen.

Im Christentum gibt es die Auferstehung und das Leben im Paradies an der Seite von Gott. Oder die Hölle. Je nachdem wie man sich in diesem Leben benommen hat – richtig? Falsch. Standardmäßig rast jeder Mensch ohne Unterlass in die Hölle, da jeder Mensch irgendwann mal was verbockt hat (aka. Sünde gemacht hat) Nur Jesus, aus purer Gnade alleine, kann retten.

Warum also sollte ich mich trotzdem an die Regeln halten, die Gott uns stellt? Die einfache Antworte lautet: Um Gott zu gefallen und dem Menschen ein Gottes Vorbild zu sein.

Ein Christ wollen wir eine Freundschaft mit Gott – und wie es bei Personen nun mal so ist: Wenn du viel machst, was denen nicht gefällt, ist die Freundschaft nicht so tief. Wenn du allerdings versuchst dich an die Regeln dieser Person zu halten, dann wächst das Interesse der anderen Person an dir und sie ist mehr gewillt dir auch in schlechten Zeiten stark zu helfen. Das klingt vielleicht hart, aber im großen und ganzen geht es in die Richtung.

Desweiteren stellt Gott diese Pflichten auf, damit wir damit andere Menschen von Gott überzeugen können. Seine Anweisungen hilft uns gegenüber den anderen Menschen besser zu benehmen und ein gutes Beispiel zu sein. Wenn anderen Personen klar wird, dass wir wirklich nett sind, bekommen diese hoffentlich auch Interesse an Gott und sehen seine Anweisungen als persönliche Pflichten an.

Welche Pflichten muss man erfüllen, um Jesus Christus zu gefallen?

Durch das Vertrauen in Jesus Christus bringt einen Menschen in das Paradies.

Man könnte jetzt natürlich sagen: Der Glaube an Jesus Christus ist Pflicht, um in das Paradies zu kommen. Dadurch entsteht eine Pflicht an Jesus zu trauen. Und das könnte man als eine Art “Tat” werten. Insofern wäre die Pflichterfüllug durch die einzige Aufgabe “Jesus Christus vertrauen” erfüllt.

Jetzt kommt der Haken an der Sache…

Das kann ein Mensch nicht selbst hinkriegen. Auch dafür muss er auf Gott vertrauen. Soll heißen: Die Fähigkeit Jesus zu vertrauen wird von Gott geschenkt und der Mensch kann quasi nicht selbst einwirken, sondern nur das Geschenk annehmen.

Um in das Paradies zu kommen ist es nötig an Jesus Christus zu glauben und ihm zu vertrauen. Eben diese Fähigkeit wird von Gott geschenkt.

Ergo: Ein Mensch selbst ist nicht in der Lage irgendwelche Pflichten von sich aus zu erfüllen, um in das Paradies zu kommen.

Aber halt! Stehen im neuen Testament nicht Unmengen Regeln für Christen? Ja. Diese sind allerdings nicht dafür da, damit der Mensch seinen Weg ins Paradies findet.

Pflichten eines gläubigen Christen: Verhaltenscodex

Die wichtigsten Pflichten eines Christen befinden sich im neuen Testament. Natürlich hat das alte Testament auch ein Haufen Regeln – doch diese sind für Christen eher moralischer Natur, denn wörtlich bindend. Die bekannten 10 Gebote sind in der Regel mit dem Gebot der Nächstenliebe abgedeckt: Wenn du jemanden liebst, bringst du ihn nicht um.

Mehr über die Bedeutung der 10 Gebote im Christentum kannst du in diesem Artikel lesen: Luther und die 10 Gebote

Die meisten Regeln aus dem neuen Testament, welche von den meisten als Pflichten angesehen werden, dienen dafür Gott gut zu repräsentieren. Halten sich die Christen an diese Pflichten, so “locken” sie andere Menschen an – welche wiederum von Gott vor der Hölle gerettet werden können.

In erster Linie soll ein Christ ein vorbildlicher Mensch sein, niemanden etwas bösen tun und eher zuerst an andere denken, bevor man an sich selbst denkt. Daher ist folgende Liste eine Pflichtliste von bestimmten Verhaltensweisen, die sich Gott von dem Menschen wünscht.

  • Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
  • Ehre Gott
  • Bete so, als wärest du alleine
  • Spende Geld nicht, um gut da zu stehen
  • Vertraue Gott
  • Lüge niemals!
  • Verehre nur Gott und zwar Gott alleine!
  • Den (Ehe-)Partner nicht betrügen
  • Mitglied einer christlichen Gemeinschaft sein
  • Versuche Jesus ähnlicher zu werden

Kannst vielleicht sehen, dass diese Pflichten für Christen eher das Miteinander regeln, in Form von einer Art Verhaltencodex, denn strengen Gesetzen. Niemand (auch Gott nicht) zwingt einen Christen zum beten. Gott ist es lieber ehrlich zu beten, als Show-Beten zu veranstalten.

Pflichten eines gläubigen Christen: Tradition

Nun wundert sich der eine oder andere vielleicht: Doch was ist das mit den Festen, dem Niederknien oder dem Ave Maria? Zum einen sei gesagt: Vieles stammt aus der katholischen Tradition und folgt nicht unbedingt der biblischen Lehre, zum anderen sind es einfach Feste, die sich der Mensch ausgedacht hat.

Ja. Die Bibel erlaubt, dass sich der Mensch bestimmte Dinge selbst ausdenkt, damit er mit oder für Gott feiern kann. Es ist stark davon auszugehen, dass Gott Feierlichkeiten zu seinen ehren mag.

Welche Traditionen gelten für gläubige Christen?

  • Die Taufe feiern
  • Ostern Feiern
  • Die Geburt Jesus feiern
  • Hochzeit feiern
  • Das “Vater unser” beten
  • Regelmäßig Bibel lesen
  • Jeden Morgen Beten
  • Vor jedem Essen Gott Danken
  • Regelmäßig in den Gottesdienst gehen

Pflichten für Christen, die eigentlich keine Pflichten sind

Es gibt auch Dinge, die Christen machen, die eigentlich in dieser Form keine Pflichten sind. Dies kann man als sehr genaue Auslegung betrachten, aber wenn man es darauf anlegt, kann man eigentlich auch sagen, dass Christen keine Pflichten haben, außer Jesus zu vertrauen.

  • Fasten: Das Fasten ist in einigen christlichen Traditionen während der Fastenzeit oder zu bestimmten Anlässen üblich. Es besteht jedoch normalerweise keine allgemeine Pflicht, dass alle Christen fasten müssen. Es wird oft als Möglichkeit gesehen, sich näher zu Gott zu fühlen und Selbstverleugnung zu praktizieren. Eine Pflicht können wir aber in der Bibel dazu nicht lesen. Tatsächlich ist ein kompletter Nahrungsverzicht auf lange Zeit bei Christen kaum mehr üblich.
  • Gottesdienstbesuch: Die Teilnahme am Gottesdienst ist für viele Christen ein wichtiger Aspekt ihres Glaubenslebens. Obwohl der Gottesdienstbesuch empfohlen wird, wird er normalerweise nicht als starre Pflicht betrachtet, sondern als eine Möglichkeit, gemeinschaftlich zu beten und Gott zu ehren. In der Bibel lesen wir davon, dass sich Christen regelmäßig treffen sollen und das sie das Wort Gottes lernen sollen – aber ein Gottesdienst, wie wir ihn heute kennen ist keine Pflicht, die so explizit in der Bibel erwähnt wird. Dennoch werden einige “Pflichten” durch einen solchen Besuch abgedeckt und manch einer sieht es daher als “Pflicht” an.
  • Bibelstudium: Das Lesen und Studieren der Bibel ist für Christen von zentraler Bedeutung, um ihre Kenntnisse über den Glauben zu vertiefen. Allerdings gibt es normalerweise keine festen Vorschriften darüber, wie oft oder wie intensiv dies geschehen sollte. Es hängt von den individuellen Möglichkeiten und dem persönlichen Wunsch nach geistigem Wachstum ab. Es gibt keine Vorschrift wann wie viel in der Bibel gelesen werden muss. Es gibt auch keine Pflicht Hebräisch oder Griechisch zu lernen. Allerdings wird es biblisch vorausgesetzt, dass das Wissen der Bibel in den Köpfen gläubigen vorhanden ist… aber wie das geschieht ist sehr offen.

Woher kommt die Idee Christen hätten bestimmte Pflichten?

Die Idee, dass Christen bestimmte Pflichten haben, ist relativ neu. Natürlich haben Christen bestimmte Regeln, mit denen sie ihr Leben gestalten sollen. Aber: Sie werden Regeln genannt und nicht Pflichten.

Der Unterschied zwischen Pflicht und Regeln, die aus Liebe zu Gott eingehalten werden, liegt in der Motivation und der Herangehensweise, wie bestimmte Handlungen und Verhaltensweisen ausgeführt werden.

  • Pflicht: Pflicht bezieht sich auf Verhaltensnormen, die als verbindlich oder obligatorisch angesehen werden. In religiösem Kontext könnten dies spezifische Gebote, Gesetze oder Rituale sein, die von einer religiösen Autorität, heiligen Schriften oder Traditionen vorgeschrieben werden. Pflichten werden oft mit dem Gefühl der Verantwortung oder der Notwendigkeit ausgeführt und können manchmal auch mit einem gewissen Zwang oder der Angst vor negativen Konsequenzen verbunden sein.
  • Regeln aus Liebe zu Gott: Regeln, die aus Liebe zu Gott eingehalten werden, basieren auf einer anderen Motivation. In diesem Fall geschieht die Erfüllung von Handlungen nicht aus einem Gefühl der Verpflichtung, sondern aus einer aufrichtigen Liebe, Hingabe und Beziehung zu Gott. Menschen, die aus Liebe zu Gott handeln, tun dies freiwillig und mit dem Verlangen, Gott zu ehren, ihm näher zu sein und seine Liebe zu erwidern.

Im christlichen Glauben könnten diese Handlungen ähnlich sein wie die oben genannten Pflichten, aber ihre Ausführung und Bedeutung wären anders. Ein Christ, der aus Liebe zu Gott betet, tut dies, weil er das Bedürfnis hat, mit Gott zu kommunizieren und eine Beziehung zu ihm aufzubauen, nicht weil er sich dazu gezwungen fühlt. Ebenso kann jemand, der seinen Nächsten aus Liebe zu Gott dient, dies tun, weil er in seinen Mitmenschen das Bild Gottes sieht und ihnen aus einer inneren Überzeugung heraus helfen und dienen möchte.

Der Unterschied liegt also in der Motivation hinter den Handlungen: Pflichten werden aus Verpflichtung und möglicherweise Furcht vor Konsequenzen erfüllt, während Handlungen aus Liebe zu Gott aus einem freien Willen und einer tiefen Verbundenheit zu Gott heraus geschehen. Die Betonung auf Liebe und Hingabe an Gott macht die Handlungen bedeutsamer und sinnvoller für den Gläubigen.

Zusammenfassung

Es gibt nicht “die” Pflichten für einen Christen, um das Paradies zu erreichen. Das wird durch Jesus Christus alleine “erledigt”. Alle anderen Verhaltencodexe richten sich primär nach dem Doppelgebot der Liebe und der Tradition der Christen.

Ich hoffe in diesem Artikel ist es klar geworden, dass es keine wirklichen “Pflichten” für Christen gibt. Niemand ist gezwungen irgend eine bestimmte Tat auf der erde zu tun, um irgendwas zu erreichen. Das wichtigste hat Jesus uns bereits geschenkt: Das ewige Leben im Paradies, mit ihm an seine Seite.

Alle anderen “Pflichten” machen Christen nur aus Dankbarkeit heraus und aus der Tatsache, dass Sie wissen, dass Gott es besser weiß.

Weitere Literatur

Pflichten der Eltern – Welche Pflichten entstehen für Eltern, wenn sie ihre Kinder christlich bzw. biblisch erziehen wollen? Dieses Buch hält 17 Grundregeln zu diesem Thema bereit > Zum SCM Shop

Jünger wird man Unterwegs – Jesus fordert uns auf ihm Nachzufolgen. In diesem Klassiker wird die Balance zwischen trockener Theologie und anfassbarer Praxis kombiniert. Auch “alte” Eisen unter den Christen können bestimmt noch was lernen. › “Jünger wird man Unterwegs” im SCM Shop

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